Vereinsgeschichte

Die Fuldaer Turnerschaft im Zeichen freiheitlich-revolutionärer Aufbruchstimmung, demokratisch orientierter Weiterentwicklung und heutigem sozialen Engagement

Am 6. April 1848 wurde die heutige Fuldaer Turnerschaft unter dem Namen Turngemeinde Fulda gegründet. Unter anderem waren Gymnasialprofessoren, Inspektoren und Kaufleute im Vorstand engagiert. Dass damals noch eine nahezu militärische Disziplin üblich war, sieht man an Marsch- und Exerzierübungen, die das Turnen gleichrangig begleiteten. Aber auch eine politische Aufgabe übernahm der Verein: er sollte nicht nur "ein Mittelpunkt geistiger und geselliger Entwicklung" sein, sondern auch "eine tüchtige politische Bildung vermitteln". Heutzutage spielt eher die soziale Entwicklung eine Rolle. Damals sollte die Turngemeinde Fulda auch Aufgaben einer Bürgerwehr bzw. Schutzwache übernehmen, dazu wurden entsprechende Ausbildungen durchgeführt.

Bereits 1850 wurde die Turngemeinde Fulda auf Anordnung des Kurfürsten wieder aufgelöst. Er hoffte damit eine Unterdrückung der freiheitlichen Tendenzen durchsetzen zu können. Viele Turner fanden damals bei dem Kulturverein Buchonia Aufnahme, der zunächst wieder zugelassen worden war. 1863 hatte sich die politische Situation so weit entspannt, dass man mit insgesamt 42 Mitgliedern die Wiedergründung der Turngemeinde erreichte. Belegt ist unter anderem die Satzung, die Anschaffung von Turngeräten und die Beschaffung von Siegerauszeichnungen. Die Vereinsarbeit festigte sich und wurde zunehmend durch Gesangsgruppen, Feiern und Veranstaltungen ergänzt.

In der Zeit von 1870 bis etwa 1890 musste sich die Turngemeinde vielfältig um die Mitglieder bemühen. 1872 ging es wieder aufwärts mit dem Turnen - unter anderem nahm man am Deutschen Turnfest in Bonn teil. 1873 wurde das 25jährige Bestehen des Vereins gefeiert. Im Anschluss an das Turnfest der Turngemeinde im August 1875 erlahmten die turnerischen Aktivitäten erneut. Die mangelhafte Beteiligung am Turnen sollte deshalb sogar - nach viermaligem unentschuldigten Fehlen - mit dem Hinauswurf bestraft werden.

Bis zum Turnfest in Göttingen 1878 berappelte man sich jedoch wieder, auch die regionalen Turnfeste gewannen wieder an Betdeutung und Beteiligung. 230 Mitglieder schrieb man im Jahre 1887. Doch es gab auch Spannungen. Bereits im März 1888 wurde von einigen ehemaligen Mitgliedern der Turngemeinde der Turn- und Fechtclub zu Fulda gegründet. Doppelmitgliedschaften wurden untersagt und so gab es durch die Konkurrenz sogar eine merkliche Leistungssteigerung beim Turnen. Während in der Folgezeit der Turn- und Fechtclub mit nachlassendem Eifer zu kämpfen hatte, entwickelte sich die Turngemeinde stetig weiter - sowohl an Mitgliedern als auch leistungsmäßig. Die regionalen Turnfeste wurden gut besucht und oft mit Auszeichnungen abgeschlossen. 1899 beging man das 50jährige Vereinsbestehen mit einem dreitägigen Veranstaltungsreigen, mit Geselligkeit und turnerischen Darbietungen.

Ab etwa 1900 verstärkten die Turngemeinde und der Turn- und Fechtclub ihre Zusammenarbeit bis hin zu gemeinsamen Vorstandssitzungen. In der Folgezeit hatte man insbesondere mit den Sportstätten zu tun, z.B. konnte die Fußballer der Turngemeinde wegen des Konkurrenzvereins "Borussia" nicht mehr auf der Klosterwiese trainieren und musste auf die "Bleiche" umziehen. Das Turnen und die turnerischen Leistungen entwickelten sich jedoch meist gut, was die entsprechenden Erfolge bei regionalen Turnfesten ermöglichte. 1912 gründete sich die erste "Damenriege" und bewies sich durch einige Erfolge. Das Stimmrecht war den Damen damals jedoch noch verwehrt.

In der Zeit des ersten Weltkrieges ab 1914 kam das Turnen weitgehend zum Erliegen. Doch 1919 beschloss man, das Vereinsleben wieder aufzunehmen. Am 25. Januar wurden dann noch die Auszeichnungen ausgehändigt. die die Fuldaer Turner beim Göttinger Kreisturnfestes 1914 errungen hatten. In der Folgezeit konnten die Turner immer wieder durch gute Leistungen überzeugen. Auch der Fußball nahm ab 1919 wieder einen bedeutenden Platz im Vereinsleben ein.1922 hatte die Turngemeinde 955 Mitglieder. Die Inflation führt dazu, dass das 75jährige Vereinsbestehen im Jahre 1923 nur im kleinen Rahmen begangen werden konnte. Die Kasse wies 1923 ein Minus von 3 Billionen Mark auf - kein Grund, dem Kassierer nicht Entlastung zu erteilen. Nach Einführung der Rentenmark wies im Februar 1924 die Kasse einen Bestand von 97,01 Mark auf - so schnell ändern sich die Zahlen.

1928 arbeiteten der Turn- und Fechtclub sowie die Turngemeinde bei der Ausrichtung des Kreisturnfestes wiederum eng zusammen. Handball und Leichtathletik gewannen in der Turngemeinde an Bedeutung, das Turnen ging in den Folgejahren etwas zurück. Allerdings konnte man die Jugendarbeit intensivieren und mit regelmäßigen Schauturnen im Stadtsaal die Öffentlichkeit erreichen. Finanzielle Schwierigkeiten belasteten jedoch teilweise den Spielbetrieb in den ballspielenden Abteilungen.

1933 nahm die nationalsozialistische Machtergreifung auch Einfluss auf die Inhalte und Führung der Vereine, so auch auf die Turngemeinde. Trotzdem blieben die bisherigen Verantwortlichen bei der Stange und ermöglichten dem Verein viele sportliche Erfolge. Die finanzielle Situation ließ sich konsolidieren und das Augenmerk richtete sich wieder stärker auf ein langfristiges Projekt: eine eigene Sportstätte. 1936 wurde ein Teil des angesparten Geldes von 8000 RM für die Zusage, die Schlossturnhalle unentgeltlich nutzen zu können, der Stadt Fulda als Darlehen zur Verfügung gestellt. 1938 kam es, auch vorbereitet und gestützt durch die gute Zusammenarbeit in den zurückliegenden Jahren, zum Beschluss der Vereinigung der beiden Vereine Turngemeinde und Turn- und Fechtclub im Jahre 1939. Man nannte sich "Fuldaer Turnerschaft 1848/88" und feierte das 90- bzw. 50jährige Bestehen gemeinsam. Die politische Entwicklung in den Folgejahren brachte das Turnen jedoch weitgehend zum Erliegen - seit jeher zeichneten sich die Sportler, allen voran die Turner, durch politische Vernunft aus.

1945 wurden die Vereine sämtlich aufgelöst und verboten. Bereits 1946 jedoch strebte man in einer Versammlung die Neugründung an, der Demokratie verpflichtet. Trotz fehlenden Geldes, fehlender Geräte und fehlender Übungsmöglichkeiten entwickelten sich nach und nach viele Aktivitäten. Es gab neben einigen Abteilungen, darunter auch einer Hockey-Abteilung, den ersten Vergnügungsausschuss. 1948, 100 Jahre nach der ersten Gründung, wurde dann der Name Fuldaer Turnerschaft 1848 e.V. eingeführt. Seit damals sind auch die Aktivitäten der einzelnen Abteilungen wesentlich ausführlicher belegt und lassen sich in der Vereinsbroschüre zum 150jährigen Bestehen detailreich nachlesen. Nach 1950 konsolidierte sich der Verein und setzte seine Weiterentwicklung fort, auch das bis 1959 verbotene Fechten wurde wieder offiziell ins Programm aufgenommen. In dieser Zeit wurden viele Grundsteine für Erfolge gelegt, die unseren Verein bis heute prägen.

1968 beispielswiese wurde mit Studenten der Fachhochschule Fulda die Basketball-Abteilung gegründet. 1971 wurde der Fuldaer Turnerschaft in der neu erbauten Gellingshalle ein eigener Vereinsraum zur Verfügung gestellt - direkt neben dem "Heimplatz" der FT, dem Sportplatz an der Freiherr-vom-Stein-Schule. 1973 beging man das 125jährige Vereinsbestehen. Das Turnen entwickelte sich zum Aushängeschild der Fuldaer Turnerschaft, zahlreiche Meisterschaften, Deutsche Meisterschaften und regionale Erfolge begleiteten die Aktivitäten. Allerdings blieben auch die anderen Abteilungen nicht dahinter zurück. Der Ballsport, darunter auch die Turnspiele Prellball und Faustball, entwickelte sich weiter und auch die Tischtennis-Abteilung errang viele Erfolge. Die Jahre intensiver sportlicher Begeisterung mündeten 1988 in die Sport- und Jubiläumsschau der Fuldaer Turnerschaft zum 140jährigen Bestehen.

In den Folgejahren entwickelte sich die Fuldaer Turnerschaft stetig weiter. 1998 feierten wir das 150jährige Jubiläum, Unvergessen die langjährige Führung durch den späteren Ehrenvorsitzenden Josef Deuter, der nach seinem Rücktritt erkrankte und im Jahre 2010 verstarb. Unvergessen die aktive und menschlich so überzeugende Gisela Trabert, die bis zu Ihrem zu frühen Tod die Fuldaer Turnerschaft führte. Unvergessen der Aufstieg der Fußballer in die Landesliga und der damit verbundene Bau des Vereinshauses, der eine ganze Abteilung zu einem enormen Engagement und zu einer beeindruckenden Arbeitsleistung anspornte. Unvergessen die tägliche Bereitschaft von Vorstand und Helfern, Tag für Tag ein überzeugendes Angebot zu bieten, von dem alle profitieren - sportlich, gesundheitlich und gesellschaftlich.

Ca. 10 Jahre lang kümmerte sich Klaus Helmerich um das Wohl des Vereins, unterstützt durch viele Helfer, für die stellvertretend die Kassierer Inge Katholing und Hansjörg Fleiter genannt sein sollen. Im Jahre 2008 beging die nun auf ca. 1500 Mitglieder gewachsene Fuldaer Turnerschaft ihr 160jähriges Bestehen mit einem Sommerfest und einem gut zweistündigen Schauturnen. Gast war auch Fuldas Oberbürgermeister Gerhard Möller.

2011 übergab Klaus Helmerich sein Amt an Stefan Tümmers. Mit ca. 1650 Mitgliedern im Jahre 2012 ist die Fuldaer Turnerschaft 1848 e.V. weiter gewachsen und verstärkt im Breich des Breitensports tätig.

Andreas Pazatka (Quelle der Zusammenfassung: Broschüre zum 150jährigen Bestehen der FT im Jahre 1998 u.a.)


Mitarbeiter

Hans-Theo Schütz - mit Wissen und Engagement als "Archivar" tätig

Theo Schütz, langjähriger 1. Schriftführer und von 1975 bis 2008 Herausgeber der vierteljährlich erscheinenden "Vereins-Mitteilungen", kümmert sich verantwortungsvoll um die Tradition und Historie unseres Vereins und hütet die "Schätze", die uns vergangene Generationen hinterlassen haben. Ein Teil der historischen Unterlagen ist bei der Stadt Fulda deponiert.